Gib Menschen einen Halt im Leben

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dieses Bild habe ich vor einigen Tagen an der Bushaltestelle unweit von meiner Berliner Kommunität gesehen. „Gib Menschen einen Halt im Leben.“ Auch wenn anders gemeint, gewinnt dieser Werbespot gerade jetzt eine neue, aktuelle Bedeutung. Viele übersehene Menschen geben uns und unserer Gesellschaft momentan Halt. Es sind die Bahn- & Busfahrer*innen, die Personen an den Kassen der Supermärkte und Apotheken, die Pflegekräfte und Mediziner*innen, die systemrelevante Strukturen unserer Gesellschaft stützen. Sie leben das Ideal Christi der unbedingten Nächstenliebe, während
sie die Grundversorgung aufrechterhalten.

Im Ausnahmemodus des alltäglichen Lebens in der Corona-Krise wird durch sie deutlich, was uns trägt und hält. „Gib Menschen einen Halt im Leben.“ – Es ist das Dasein für Andere, oft unter Vernachlässigung eigener Interessen, des eigenen Schutzes. Ihnen gebührt unser Dank. Doch auch wir können Halt geben. Dazu reichen schon kleine Zeichen: einkaufen für Nachbarn, telefonieren mit den Großeltern, an der Kasse Danke sagen. Um das Evangelium sichtbar zu machen, ist das schon ein Anfang.

Unser Glauben beruft uns dazu, anderen Halt zu geben. Entsprechend formuliert ist das Ziel der ignatianischen Pädagogik: „Mensch sein/werden für andere“. Aber wie kann ich anderen Halt geben, Trost spenden, zuhören, wenn ich selbst verunsichert bin? Wie begegne ich der Ungewissheit, die uns alle bedrängt. „Fahren auf Sicht“, wenn wir erst im Rückspiegel erkennen, ob die soziale Distanzierung uns dahin bringt, wo wir hinwollen und müssen.

Der Glaube, der kein Wissen, sondern Trauen sein will, kann Halt geben. Darum helfen Zeiten des Gebetes, des Hinhaltens des eigenen Herzens mit all seinen Regungen und Bewegungen. Für Gott ist alles Menschliche vertraut. Somit weiß er auch, was wir an Hoffnung und Kraft brauchen, gerade wenn Krankheit und Tod beängstigend nahekommen. Zu glauben, dass Gott da ist und uns in seinen Händen hält, kann Gelassenheit und neue Kraft erwachsen lassen – gerade in der Einsamkeit.

„Gib Menschen einen Halt im Leben.“ Diese Tage erinnern daran, wie sinnvoll die christlichen Werte sind, die gerade jetzt unsere Gesellschaft stark machen. Wir halten zusammen (Abstand), weil jedes Leben Schutz verdient. Das stimmt mich zuversichtlich.
Deswegen sage ich an dieser Stelle: Danke, dass Sie uns Halt geben!

Schaich

Ihr Felix Schaich SJ (Jesuiten, Berlin)

Schulpastoral
Barbara Starford